Logo SIM- Sächsisches Institut für Mediation e.V.

Die Klärungshilfe – eine andere Methode

Im Workshop von Christian Prior, veranstaltet vom SIM am 11./12.11.2016 in Großpösna, wurde klar: die Klärungshilfe unterscheidet sich ganz deutlich von der „üblichen“ Mediation (falls überhaupt eine „übliche“ Mediation existiert).

Die Klärungshilfe fragt – ganz im Gegensatz zur Mediation – nicht nach den Interessen der Beteiligten, sondern kümmert sich um die „schwierigen Gefühle“ der Konfliktparteien. Die Klärungshilfe verlangsamt (auch den Konflikt), obwohl sie sich selbst in ein sehr enges Zeitkorsett begibt, wenn sie den Anspruch hat, auch schwierige Konflikte an nur einem einzigen Tag, in Ausnahmefällen maximal in 2 Tagen, zu beheben. Auch insoweit unterscheidet sie sich deutlich von Mediationen, die sich häufig über zahlreiche Sitzungen und mehrere Monate erstrecken.

Als besondere Technik wird in der Klärungshilfe das Doppeln angewendet. Dabei verbalisiert der Klärungshelfer Gefühle und Ansichten eines Konfliktbeteiligten für den anderen Beteiligten. Er fragt sie dabei ausdrücklich um Erlaubnis, um dann neben sie zu treten und für sie zu sprechen. Diese Technik hat einen einzigartigen Effekt und wirkt aus Sicht der „klassischen“ (Wirtschafts-)Mediation geradezu verstörend, weil man sich sofort fragt, ob damit nicht die Grenzen der Allparteilichkeit überschritten wird. Wird sie nicht, wie Rollenspiele zu eigenen Konflikten der Workshop-Teilnehmenden deutlich gezeigt haben. Im Gegenteil: das Doppeln scheint die Kommunikation zwischen den Beteiligten deutlich zu beschleunigen und zu erleichtern, weil der Klärungshelfer dabei als „Übersetzer“ fungieren kann. Der Klärungshelfer kann die „schwierigen Gefühle“ deutlich leichter, weil vom Konflikt unbelastet, benennen und verbalisieren.

Die Klärungshilfe bereichert das Portfolio der Konfliktbewältigung damit um ein wichtiges Element: sie räumt den Emotionen einen großen Raum ein, die bei der vornehmlich nach Interessen forschenden Mediation mitunter zu kurz kommen können.

 

Autor: Michael Eichhorn

erstellt am: 10.01.2017 von Jessica Fritsch